Eine moderne Behandlungsmethode mit Tradition

Zur Geschichte der Zentrifugalmassage

 

Die Zentrifugalmassage, heute vielfach bewährt, war anfangs eine wegweisende Behandlungsmethode, in die orthopädisches Fachwissen und lange physiotherapeutische Erfahrung gleichermaßen einflossen. Entwickelt wurde sie in den 1950er und 60er Jahren am Universitätsklinikum Leipzig. Ihre Väter sind der Bademeister und Masseur Conrad Siegel und Dr. Kaiser, damals Oberarzt an der Orthopädischen Klinik Leipzig.

Siegel, der durch Erblindung ein hohes Maß an Intuition und Sensibilität mitbrachte, erprobte seine neue Methode auf Anraten Kaisers zunächst an Patienten mit "Tennisarm". Durch Verwendung eines anders gearteten Gleitmittels (Wasser und Seife) sowie das Grundprinzip zumeist flächigen Streichens, Walkens und Kreisens und passiven Bewegens vom Herzen weg (zentrifugal) gelangen ihm hier entscheidende Fortschritte. Zum einen konnte so die Durchblutung des Gewebes wesentlich verbessert werden, was Schmerzlinderung und Heilung begünstigt. Zum anderen war die Methode effektiver als klassische Massage, manuelle Therapie allein oder Krankengymnastik und damit patientenfreundlicher.

Siegel und Kaiser erkannten das Potenzial. Sie begannen, einen Kanon an Griff- und Bewegungsfolgen zu erarbeiten und für ein umfassendes Behandlungsspektrum im Schulter-Arm-Bereich zu erweitern. Die Zentrifugalmassage bewährte sich im Therapieangebot der Leipziger Orthopädie und machte über die Grenzen der Stadt hinaus Schule. Auch im Leistungs- und Spitzensport kam sie bald zur Anwendung. Mit ihrer Hilfe ließen und lassen sich verletzungsbedingte Trainingspausen meist signifikant verkürzen.

Maßgebliche Voraussetzung für die Entwicklung der Zentrifugalmassage war die enge Verzahnung von orthopädischer und physiotherapeutischer Praxis. Erwähnenswert ist darüber hinaus die seinerzeit führende Rolle der Leipziger Orthopädie ("Leipziger Schule"). Der Blick des Fachmanns reicht hier zurück bis zum ersten wissenschaftlichen Orthopädie-Lehrbuch der Welt, das 1810 in Leipzig erschien, und trifft auf fachliche Kapazitäten wie Gottlieb Moritz Schreber, ab 1844 Leiter der Carusschen "Heilanstalt für Verkrümmte" war und Verfechter sozialreformerischer Ideen ("Schrebergarten").

In der Zwischenkriegszeit erhielt die Leipziger Orthopädie einen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft der Deutschen Bücherei. 1930 eingeweiht, beherbergte er ab 1938 auch die zuvor in Dresden ansässige Fachschule für Krankengymnastik und Massage. In diesem engmaschigen und hochrangig besetzten Arbeitsumfeld reifte zwei Jahrzehnte später die Zentrifugalmassage von der ersten Idee zur erfolgreichen Therapiemethode heran.

In den 1970er und 80er Jahren gab Conrad Siegel, der 2005 starb, sein Wissen an jüngere Kollegen weiter. Seine wichtigsten Schüler sind Ulrike Grigo, Brigitte Metzner und Peter Greif.